Kolumne Episode 14. Was Führungskräfte von Positiver Psychologie lernen können

Dicke Boni, dünne Haut; viel Macht und wenig Ahnung vom echten Arbeitsleben – na? Genau, wir sprechen über Führungskräfte. Von “denen da oben”, die meist ungeschoren davonkommen, wenn es um Personalabbau oder Skandale geht. Nunja, ganz so einfach ist es dann doch nicht. Die Autoren – beide mit über 15 Jahren Führungserfahrung – wollen hier nicht nur eine Lanze für Führungskräfte brechen, sondern auch aufzeigen, wie die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Positiven Psychologie beim täglichen Führen – und auch im Umgang mit Führungskräften – helfen können.

 

Wir wollen weder erklären, dass Führungskraft zu sein, ein Knochenjob ist. Noch verheimlichen, dass man sich auch mit ziemlich vielen ungeliebten Aufgaben beschäftigen muss. Muss ich mich als CIO wirklich um die Drucker in Rumänien kümmern? Warum hat mir als Geschäftsführerin vorher niemand gesagt, dass ich einmal etliche Entlassungsgespräche führen muss? Wie jeder Arbeitende, sind auch Führungskräfte beizeiten ausgelaugt, frustriert, genervt. Wie kann man damit umgehen? Hier könnte die Positive Psychologie helfen.

Was ist eigentlich Positive Psychologie?

Positive Psychologie ist die Wissenschaft vom gelingenden Leben. Ihr Gegenstand ist es, diejenigen Faktoren zu stärken, die Menschen, Gemeinschaften und Gesellschaften ermöglichen, aufzublühen und sich zu entwickeln. Sie wurde Anfang der 90er Jahre in den USA ins Leben gerufen, ein wesentlicher Pionier war Martin Seligman. 

Gibt es auch eine negative Psychologie? Ja, tatsächlich! Die klinische Psychologie ist ausschließlich darauf ausgerichtet, Störungen zu beseitigen und Menschen zu heilen, von psychischen Krankheiten zu befreien. Die positive Psychologie hingegen wendet sich an psychisch gesunde Menschen und hilft ihnen, erst gar nicht psychisch krank zu werden. Sie ist auf die Stärkung des Wohlbefindens ausgerichtet und nicht auf das Heilen von Krankheiten. Insofern ergänzen sich positive und klinische Psychologie, das eine ist keinesfalls ein Ersatz für das andere.  

 

Was kann ich als Führungskraft daraus lernen?

Im Arbeitsalltag ist die Positive Psychologie die Basis für einen neuen Führungsstil, das sogenannte Positive Leadership. Dieses Führungsprinzip geht auf das PERMA-Modell von Martin Seligman zurück und beinhaltet fünf ganz konkrete Elemente: Positive Emotionen, Engagement, Positive Relations, Meaning und Accomplishment. Klingt kompliziert? Kann im Führungsalltag ganz einfach umgesetzt werden:

 

1. Für Positive Emotionen sorgen

Es ist nachgewiesen, dass Mitarbeitende, die positive Emotionen wie Freude, Stolz und Dankbarkeit bei der Arbeit erleben, nicht nur gesünder bleiben und mehr Resilienz zeigen, sondern auch dauerhaft bessere Leistungen bringen. Also: Sorgt als Führungskraft im Sinn des Positive Leadership dafür, dass eure Mitarbeitenden Spaß haben, sich wohl fühlen und insgesamt zufrieden sind. Das wird sich nicht nur auf die Stimmung, sondern auch auf die Produktivität auswirken – das ist nachgewiesen. 

 

2. Engagement erzeugen durch den Einsatz von Stärken

Wann bist du das letzte Mal völlig in deinem Job aufgegangen und warst so begeistert, dass du die Zeit vergessen hast?! Lange her? Dann kannst du deine eigentlichen Stärken vielleicht nicht einsetzen. Für Führungskräfte bedeutet das: Menschen nach ihren Stärken einzusetzen ist wichtig. Gib ihnen Aufgaben, die zu ihnen passen und die sie richtig gern tun, dann machen sie es auch gut. Schau nicht so stark auf die Fehler, leg den Fokus auf die Stärken, dann wirst du ganz automatisch engagierte Mitarbeitende haben. 

 

3. Gute Beziehungen ermöglichen: Other people matter

Die dritte Säule des Positive Leadership bezieht sich auf die Beziehungen untereinander. Der Zusammenhang zwischen Arbeitszufriedenheit und positiven Beziehungen ist vielfach nachgewiesen und wird allein daran deutlich, dass Menschen nicht Organisationen verlassen, sondern Vorgesetzte – weil die Beziehung nicht stimmt. Für dich als Führungskraft bedeutet das: Sorge für gute Beziehungen zu deinen Mitarbeitenden und auch dafür, dass sie sich untereinander gut verstehen. Gib Raum zur Beziehungspflege, und zwar bitte über die übliche Weihnachtsfeier hinaus. Wer sich gut versteht, arbeitet auch besser zusammen und bringt das ganze Unternehmen nach vorne.    

 

4. Sinn in der Arbeit vermitteln

Hunderte von Karriere-Ratgebern beziehen sich auf den berühmten “Purpose” und erklären, warum Menschen für die eigene Motivation Sinn brauchen. Wenn ich nicht weiß, wofür ich etwas tue, was dahinter steckt, dann bin ich auch nicht engagiert. Für Führungskräfte ist es eine wichtige (und ganz schön anspruchsvolle) Aufgabe, den Sinn hinter Entscheidungen zu erklären. Sie in den Kontext einzuordnen, die Hintergründe zu erläutern, möglichst transparent zu sein. Das motiviert und hält auch die wechselfreudige Generation Y bei der Stange. Ja, es kann anstrengend sein. Aber es lohnt sich!

 

5. Ziele setzen und Erreichtes sichtbar machen

Last but not least geht es schließlich im beruflichen Kontext auch immer darum, bestimmte Ziele zu erreichen, das ist klar. Die so zu gestalten, dass sie zum einen realistisch sind und zum anderen auch von den Mitarbeitenden wirklich beeinflusst werden können, ist die Kunst. Und bitte nicht erst anfangen zu loben, wenn das Ziel zu 100% erreicht ist! Auch Teilziele sind ein Grund sich und die Kolleg:innen zu feiern, die Beteiligten zu loben und deren konkrete Beiträge hervorzuheben. Und wenn es mal nicht so klappt? Dann hat es bestimmt Learnings gegeben, die alle weiterbringen. You never lose. Sometimes you win, sometimes you learn.

 

Mit der Anwendung dieser 5 ganz praktischen Erkenntnisse der Positiven Psychologie  können Führungskräfte nicht nur ihren Alltag besser meistern, sondern vor allem auch den der Mitarbeitenden und Kolleg:innen wertstiftender gestalten. Worauf warten wir noch? Fangen wir an!

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