Kolumne Episode 7. Sieben Mythen über erfolgreiche Frauen

Unperfekt und erfolgreich, passt das zusammen? Einerseits ja, weil nur aus Fehlern auch die Lernerfahrungen resultieren können, die den wahren Erfolg ausmachen. Andererseits kann es sehr schwer sein, gegen externe Hindernisse und eigene Unzulänglichkeiten anzukämpfen und trotzdem den eigenen Weg zu gehen. Vor drei Wochen hat uns Steffi Kemp “10 Tipps: Wie wachse ich als Führungspersönlichkeit” mitgegeben, die erläutern, was man aktiv tun kann, um die eigenen Leadership-Fähigkeiten auszubauen und zu nutzen. Bei vielen Gesprächen nehme ich aber auch wahr, dass Frauen teilweise lange zögern, neue Wege einzuschlagen, weil sie sich zu sehr sorgen, nicht perfekt genug zu sein. Insofern ist diese Kolumne eine Art Antithese dazu und soll Mut machen, trotz vermeintlicher eigener Unzulänglichkeiten loszulegen.

“Einfach machen”, sagt auch Nussin Armbrust im Podcast. Sie ist nicht nur alleinerziehende Mutter, sondern auch Verlegerin des erfolgreichen Stadtmagazins Elbblick und durch ihr soziales Engagement sogar Annemarie-Dose-Ehrenpreisträgerin. So sieht eine erfolgreiche Frau aus. Aber gleichzeitig illustriert Nussin Armbrust im Podcast auf eindrucksvolle Weise, dass die üblichen Stereotypen über erfolgreiche Frauen selten zutreffen. Deshalb räumen wir mal die üblichen Mythen in die Mottenkiste. Auf geht’s!

Mythos 1: Du musst ehrgeizig sein
Interessanterweise ist es meist nicht der Ehrgeiz, also das Streben nach besonderen Ehren oder höheren Positionen, der erfolgreiche Frauen antreibt, sondern eine flammende Leidenschaft für etwas. Diese Leidenschaft zu finden und zu kultivieren, kann nachhaltiger zum Erfolg führen als Ehrgeiz. “Finde die Stille und stell Dir Fragen”, rät Nussin, “was berührt mich, was macht mich glücklich ohne Geld, woran empfinde ich Freude, was beruhigt meine Seele, was erfüllt mein Herz”. Die Antworten darauf sind eine sehr starke Energiequelle.

Mythos 2: Du brauchst einen Masterplan
“Ich hatte keinen konkreten Plan im Leben”, gibt Nussin offen zu, “und deswegen mache ich erstmal alles”. Ein Masterplan kann auch sehr frustrierend sein, wenn sich die Dinge nicht so entwickeln, wie geplant. Dabei sind wir häufig durchaus flexibel, wenn es um Ziele und die Wege dorthin geht, solange es aus uns herauskommt. “Viele Menschen haben verlernt, auf ihr Bauchgefühl zu hören”, dabei ist das wichtiger als ein Masterplan.

Mythos 3: Du musst perfekt durchorganisiert sein
Klar erfordert Erfolg das stetige Nachgehen in die gleiche Richtung, das Balancieren mehrerer Themen auf einmal und ständig Abwägungen zu treffen. Aber perfekt durchorganisiert muss der Kalender nicht unbedingt sein. Im Gegenteil: Es gibt Zeiten, in denen die Kreativität nur so aus einem* heraus sprudelt. Zu anderen Zeiten kann man wunderbar repetitive Dinge abarbeiten, und wieder andererseits ist man offen für gefühlvolle Beziehungspflege. Alles zu seiner Zeit. Nur das dauerhafte Aufschieben, der Endgegner Prokrastination, der sollte nicht gewinnen.

Mythos 4: Du musst die Männer mit emotionaler Intelligenz schlagen
Frauen gelten allgemein als emotional intelligenter als Männer. Na und? Erstens gibt es auf beiden Seiten Ausnahmen, und zweitens stellt sich die Frage, warum wir andere schlagen müssen. Ist es nicht eher ein Miteinander, wo jeder seine Stärken individuell mit einbringen kann. Eine emotional intelligente Frau wäre ohnehin souveräner, als einen Mann schlagen zu wollen, sondern würde sich für eine starke Partnerschaft beider stark machen.

Mythos 5: Du darfst nicht zögern, Deine Ellenbogen einzusetzen
Manchmal geht es aber nicht anders: Was ist bei Konflikten? Ihnen aus dem Weg zu gehen, ist selten eine gute Idee. Ist dann der Ellenbogen das Körperteil der Wahl? Vielleicht. Vielleicht aber auch eher Köpfchen und Herz, siehe oben. Und geradezu unschlagbar werden erfolgreiche Frauen, wenn es ihnen gelingt, Allianzen Gleichgesinnter zu schmieden und geradezu eine Bewegung zu starten.

Mythos 6: Du musst dich zwischen Karriere und Familie entscheiden
In Mitteleuropa scheinen wir in Lebensphasen zu denken, bei denen jede Phase einen klaren Fokus braucht, wenn sie erfolgreich verlaufen soll. Dabei zeigen doch gerade Beispiele aus anderen nord- und osteuropäischen Ländern, dass es durchaus möglich ist, Familie und Karriere zeitlich wie emotional zu balancieren. Gute Ergebnisse werden selten durch extrem hohen Zeiteinsatz oder viele Abstimmungsschleifen erzielt, sondern durch kleine Teams, die gut harmonieren und sich gegenseitig unterstützen.

Mythos 7: Du darfst nicht an Dir zweifeln
Rückschläge passieren, und dann darf man nicht zweifeln, sondern “Krönchen richten, Backe putzen und weitermachen”. Ist das wirklich so? Oder ist es nicht das Zweifeln, das neue Lernphasen einleitet und letztlich neue Erkenntnisse bringt? Vor Nussins Entschluss, ein neues Stadtmagazin aus der Taufe zu heben, stand eine schwere Phase. “Ich war viele Stunden mit mir selbst, allein. Und dann arbeitet man zum ersten Mal an sich selbst”, beschreibt Nussin diese schwierige Zeit, an deren Ende der Start einer wunderbaren Publikation stand. Und gibt zu bedenken: “Dinge passieren, wie sie passieren, damit man daraus lernen soll.”

Findet sich hier jemand wieder? Wenn ja, kann vielleicht Nussins wichtigster Tipp den Stein ins Rollen bringen: “Einfach machen”.

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