Kolumne Episode 13. Drei Dogmen über Gründerinnen, die Investoren über Bord werfen sollten

Wer schon mal als Gründer:in ein Gespräch mit Investor:innen geführt hat, kennt diese Dogmen, die sich hartnäckig halten. Und sie sind weitgehend falsch. Hier kommt das Aufräumkommando.

 

Dogma 1: Gründung ist ein Vollzeitjob

Viele Frauen, die gute Ideen für Firmengründungen haben, fühlen sich in einer Zwickmühle: Wie kann ich meinen aktuellen Job mit Freunden und Familie und dann auch noch mit einer Firmengründung unter einen Hut bekommen? Sie kommen leider häufig zu dem Schluss, dass das nicht funktionieren kann.

Dabei kann man auch ganz anders darüber nachdenken: Welche Synergien entstehen zwischen den drei Feldern Linienjob – Gründung – Freunde & Familie. “Ich profitiere aus allen Lebensbereichen und es gibt viele Synergien”, sagt Karin Brunotte im Podcast, “zum Beispiel  musste ich Storytelling für mein Schmucklabel lernen, aber es hilft total auch in meinem technischen Beruf”.

Der Hauptjob kann eine solide finanzielle Grundlage bieten, während die Gründung des Schmucklabels möglicherweise noch Zeit braucht, um erfolgreich zu werden. Es ist wichtig, realistische Erwartungen zu haben und geduldig zu sein. So kann das Schmucklabel als ein langfristiges Projekt angesehen werden, auf welches man schrittweise hinarbeitet, während der Hauptjob weiterhin das finanzielle Fundament sichert.

Mit dem eigenen Startup hat man die Möglichkeit, die eigene Vision zu verfolgen und ein einzigartiges Produkt anzubieten. „Die Zeit, die ich in die Gestaltung und Herstellung des Schmucks für JUNGSundMEER investiere, betrachte ich daher als kreative Auszeit, die mir Freude und Erfüllung bringt.“ Und letztendlich profitieren beide Arbeitsbereiche enorm von den durchaus sehr unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern. “Durch mein Schmucklabel habe ich neue Fähigkeiten in mir erkannt, z.B. out-of-the-box zu denken oder auf meine Kreativität zu bauen und neue Ideen zu entwickeln”, stellt Karin fest.

 

Dogma 2: Nie alleine gründen

Gründerteams sind bei Investor:innen sehr viel beliebter als Einzelpersonen. Ein Grund liegt auf der Hand: im Team kann man sich besser unterstützen, sowohl fachlich als auch emotional. Andererseits ist das Auseinanderbrechen von Gründerteams auch eine der häufigsten Ursachen, warum Startups scheitern. Bei der Teamkomposition ist daher auf eine ausgewogene Mischung an Kompetenzen, aber auch eine gute Chemie zu achten.

Auch wenn es phasenweise nicht ganz einfach ist, als Einzelgründer:in die vielen Tasks eines Startups allein zu stemmen, so bietet das Internet einem inzwischen viele Möglichkeiten an, einzelne Tasks auszulagern. Insbesondere Aufgaben aus dem Bereich des Marketings und Social Media lassen sich inzwischen an gut ausgebildete junge Menschen weitergeben, denen die Aufgaben viel leichter von der Hand gehen und die sich damit etwas Geld dazuverdienen können.

Für die komplexen Tasks aus den Bereichen Strategie, Finanzen und Steuern sowie Recht (Verträge, Patente etc.) hilft es bereits enorm, sich mit erfahrenen Gründer:innen innerhalb der verschiedenen Netzwerke zu verbinden.

 

Dogma 3: Was zählt ist Hyperwachstum

Wenn man mitunter hört, dass ein Gründerteam stolz davon berichtet, “70 Millionen geraised” zu haben oder mehr, frage ich mich manchmal, was sie mit dem Geld anfangen wollen und ob sie sich im Klaren sind, welche Verantwortung auch damit einhergeht. Die übliche Antwort ist dann: “Wir brauchen Hyperwachstum, und das erreichen wir nur, wenn wir richtig fett in Produktfeatures und Marketing investieren” Wirklich, brauchen wir Hyperwachstum?

Bei vielen gehypten Startups geht schnell die Schere zwischen phantasievoller Bewertung und realen Gewinnen auseinander. Erst platzen Blasen und dann die Träume der Gründer:innen und Investor:innen. Dann doch lieber in ein gesundes Startup mit normalem Wachstum investieren.

Mehr noch: Der Trend der Nachhaltigkeit geht immer mehr zu Slow-Labels, die ihr Wachstum auf den behutsamen Umgang mit den uns verfügbaren und endlichen Ressourcen aufbauen. Viele Kund:innen sind inzwischen wesentlich geduldiger geworden, wenn sie im Gegenzug besondere und einzigartige Produkte kaufen können, mit denen sie aus der Masse des Konsums hervorstechen.

Dabei spielen die verwendeten Materialien eine große Rolle, aber auch die Herkunftsländer der damit verbundenen Dienstleistung. „Bei JUNGSundMEER benutzen wir daher bewusst die Bezeichnung Slow-Jewelry Label und legen damit einen Schwerpunkt auf die Wertschätzung unserer lokalen Manufaktur“, erklärt Karin das Konzept ihres Schmucklabels.

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